Behindert sein, kann auch schön sein

OK, man könnte auf den Status verzichten. Aber so ist es nun mal und manchmal hat man auch Vorteile.

Über den Fortschritt der Genesung bzw. Verbesserung lässt sich nichts Neues berichten, es dauert. Deshalb mal diese Neuigkeiten.

  1. Durch einen unverhofften Umstand musste / wollte ich unser Auto nach Hause überführen. Es stand in Wesseling, dies sind zwar nur 7,5 km Strecke, für mich war es aber eine „Weltreise“. Ich bin seit der Erkrankung im Jahr 2012 nicht mehr Auto gefahren. Meine Fahrabstinenz war die ersten 3 Jahre darin begründet das ich sehr schreckhaft war und die Konzentration und Reaktion mich darin bestärkte nicht selbst zu fahren. Und irgendwie war es auch bequemer eine Chauffeurin zu haben.
    Ich bat einen Freund mich dort hin zu begleiten und dann voraus fahrend nach Hause zu lotsen. Es war Sonntag und auch nicht mit viel Verkehr zu rechnen. Wenn es mir zu anstrengend geworden wäre, hätte ich mich mit Hupen und Blinken bemerkbar gemacht und wäre dann umgestiegen. Es klappte ganz gut, man verlernt das Autofahren also nicht.

  2. Nun wurde ich mutig und am nächsten Tag bin ich auch Einkaufen gefahren. Im Nachbarort gibt es ALDI und DM, wo meine Frau einige Sachen einkauft. Zuvor hatte ich mir in Evernote eine Einkaufsliste gemacht. Erster Anfahrpunkt war ALDI, wo ich nur Brot, Milch und Mineralwasser kaufen wollte. Auch hier zeigte sich das sich in 6 Jahren vieles verändert hatte. Das Angebot war reichhaltiger als früher. Mit dem Smartphone in der Hand und den Einkaufswagen schiebend, fuhr ich bis zur Mitte des ersten Ganges. Dort sprach mich eine Verkäuferin an und fragte ob sie behilflich sein könne. Sie sah dann meine Einkaufsliste und fragte was denn alles notiert sei. Brot lag im Regal gegenüber dem Kaffee und Tee, welches ich angeschaut hatte, aber ich vergaß gegenüber ins Brotregal zu schauen. Die Verkäuferin begleitete mich zurück zum gewünschten Brot. Dann fragte sie ob sie mir einen Stuhl bringen sollte. Sehr nett, aber das wollte ich dann doch nicht. Sie war dann noch bei der Milch und dem Mineralwasser behilflich und begleitete mich bis zur Kasse. Dann fragte sie noch, ob sie mir die Sachen zum Auto bringen soll.

  3. Im DM hatte ich auch so mein Erlebnis. Erstmal zielgerichtet zu den DEO-Rollern, ich wurde schnell fündig und fand „meine Marke und Sorte“. Dann noch Zahnpasta und weiter ging die Suche nach DEO-Rollern, die meine Frau benutzte. Ich fand diese aber nicht. Eine Verkäuferin gesucht und diese auf das Suchobjekt angesprochen. Ihr sagte die Marke nichts, sie ging dann zur Kasse und befragte die Kassiererin. Aber auch die Kassiererin kannte die Marke nicht. Daraufhin sagte die Verkäuferin das sie mal im Computer nachschauen werde. Nach kurzer Zeit erwähnte sie das die gewünschte Marke, die eines Mitbewerber sei. Hm, wo finde ich den denn? Auch hier war die Verkäuferin behilflich und schaute noch einmal in den Computer. Sie erwähnte dann die Ladenorte und erklärte mir wie ich diese finde.

  4. Jetzt noch zu EDEKA, hier bei uns im Dorf. Wurst und Brie kaufen. Ich hatte mir in meiner Einkaufsliste Markennamen und Details aufgeschrieben und zu manchen Produkten auch Fotos hinterlegt. Ich irrte durch den EDEKA und fand die notierten Wurstwaren nicht. Eine Verkäuferin auf die Wurstwaren angesprochen, meinte „Wenn diese nicht im Kühlregal zu finden sind, dann haben wir diese nicht.“. „Ich schau mal“ und sie verschwand im Büro. Kurz darauf kam sie mit einer „Fundmeldung“ zurück und erwähnte ebenfalls einen Mitbewerber und wo ich diesen finde.

  5. Geschirrspüler, Waschmaschine und Trocker bedienen geht auch. Wenn auch nur langsam und mit Pausen.
    A Propo Wäsche waschen: Meine Frau gab mir per WhatsApp die Anweisung, Jogginghosen, Shirts (S und T) auf Links zu drehen. Ich hatte wohl nicht richtig gelesen, ich drehte auch Socken & Strümpfe auf Links. Als ich die Wäsche sortierte, fiel mir ein das dies wohl gar nicht nötig war.

  6. Montags wollte ich dann klären, ob und wie der schon längst abgelaufene Parkausweis verlängert werden könne. Die freundliche Mitarbeiterin am Telefon meinte das alles kein Problem sei. Auch das das Foto schon 5 Jahre alt ist. Ich solle einfach vorbeikommen und den alten Parkausweis, sowie den Schwerbehindertenausweis, mitbringen.
    Flugs zog ich mich um und fuhr Richtung Rathaus. Den Weg dorthin bin ich ja schon öfter gefahren, zumal in den Jahren vor 2012 dort am Wochenende auf dem Parkplatz auch Trödelmärkte stattfanden. Doch was ist das? Mitten in Bornheim wird die Durchgangsstraße zur Einbahnstraße. OK, die Richtung zum Rathaus war mir noch klar und ich fuhr in diese Richtung. Aber es war doch alles so fremd und kein Hinweisschild zum Rathaus war zu sehen. Plötzlich war ich wieder im Beginnbereich der Durchgangsstraße, ich hatte Bornheim einmal umrundet. Also wieder bis zur Einbahnstraße gefahren und dort eine Passantin befragt. Sie erklärte mir den Weg und bot ihre Mitfahrt an. Dies lehnte ich dankend ab.
    Im Rathaus angekommen erstmal zur „Info“. Ich kam dann in den Genuss eines Begleitservices zum richtigen Zimmer – eine Mitarbeiterin der „Info“ war so freundlich. Im ‚richtigen‘ Zimmer traf ich dann meine Telefonat-Gesprächspartnerin, sie nahm meine Papiere an sich und verschwand im Nebenzimmer. Dort lagen die auszufüllenden Papiere, der neue Ausweis und eine Hülle für die Platzierung an der Windschutzscheibe. Ich erwähnte das ich ja nun ohne gültigen Parkausweis auf dem Behindertenparkplatz stehen würde und fragte ob ich etwas zu befürchten hätte. Die Mitarbeiterin meinte, sie ist auch für Knöllchen (Strafzettel) zuständig und würde es schon richten. Dann bot sie mir noch einen Kaffee an.
    Der Aufenthalt im Rathaus war kurzweilig, die Mitarbeiterin übernahm die Schreibarbeit. Ich brauchte nur zu unterschreiben.

  7. Am 8.10.2018 bin ich mit meiner Ex-Friseurin in der Eisdiele Walberberg gewesen. Einfach nur über andere Dinge quatschen, war schön. Die Umgebungsgeräusche in der Eisdiele waren angenehm niedrig, Kneipen und Restaurants sind mir zu anstrengend.

  8. Inzwischen durfte ich wieder Rasen mähen. Früher war das ja (m)eine Standard-Aufgabe. Durch Gehprobleme und Kräftemangel war dies die letzten Jahre nicht möglich. Vor kurzem hatten wir uns einen Akku-Rasenmäher zugelegt. Zum Einen entfällt dann das Stromkabel-Handling und das Eigengewicht des Rasenmmähers ist auch geringer. Mit einer halbstündigen Pause (in der dann der Akku nachgeladen wurde) schaffte ich dann alleine das Mähen der gesamten Rasenfläche.

  9. Fortsetzung folgt …
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