Spiele als Reha-Hilfsmittel – Teil 2

Wie auch unter Spiele als Reha-Hilfsmittel angedeutet, soll ich wegen verschiedener Dinge (Motorische Übungen, Gedächtnistraining, Konzentrationstraining) auch spielen.

Nun bekomme ich seit einiger Zeit wöchentlich Besuch von einer Ergotherapeutin, die mit mir Spiele spielt und mich dabei ‚beobachtet‘. Ich soll zum Beispiel die Bewegungen mit dem betroffenen Arm richtig ausführen – eine gesunde – physiologische Armbewegung beginnt immer mit einer Vorwärtsbewegung des Oberarmes und niemals mit einer seitlichen Abwinkelung des Oberarmes (ausser beim Ententanz :-) ), ansonsten gewöhnt man sich eine Ausweichbewegung an, die man sehr schlecht wieder los wird und die eine normale Benutzung des Oberarmes langfristig blockiert.
Bei manchen Feinmotorik – Übungen am Tisch kann man versuchen, den Unterarm auf den Tisch aufzulegen, so hebt man automatisch den Oberarm und die Schulter nicht an. Sie ermahnt mich, wenn ich zu oft mit der ‚guten‘ Hand Dinge bewege. Sie gibt mir aber auch Tipps zur besseren Herangehensweise an die Lösung (Spieletipps).

Regelmäßig werden auch Spiele gespielt, die motorisch mehr als nur Tippen und Wischen erfordern. Anagramme lösen am Laptop fördern Konzentration und Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz, vorrausschauendes Denken, Kombinationsvermögen, Gedächtnis und geben den Sprachzentren im Gehirn „Futter“. Das Buchstaben-Tippen auf einer richtigen Tastatur wird so nebenher geübt.
Daneben sind die Spiele Rush Hour, Musterwürfel Nikitin, Mensch ärgere dich nicht, 4 gewinnt, Mikado, Mühle hin und wieder Herausforderungen für mich. Wenn ich das hier so lese denke ich „Meine Güte, was ist das doch teilweise anstrengend. Früher hat man automatisch Dinge gemacht und kaum darüber nachgedacht“.

Generell vereinen Spiele viele gute Eigenschaften; sie fordern nicht nur kognitive Leistung, sondern stellen auch motorische Anforderungen. Am allerbesten ist es natürlich, wenn man über das Spielen vergisst, dass man zum Beispiel die Hand nicht genauso bewegen kann, wie man es von „früher“ gewohnt ist; denn dann verläuft die Handbewegung im Hintergrund – also automatisch – ab. Und das ist ja genau das, was man möchte, der Bewegungsablauf automatisiert sich und benötigt nicht mehr unsere Aufmerksamkeit.

Etwas schwieriger gestalten sich kombinierte Aufgaben, wie zum Beispiel das „sich zuspielen“ eines Luftballons und gleichzeitig eine bestimmte kognitive „Aufgabe“ lösen. Aber auch hier ist der Hintergrund, dass die Bewegung sich wieder automatisieren soll.
Der Fühlbeutel / Tastbeutel war eine große Enttäuschung, es waren Plastiktiermodelle in einem blickdichten Beutel zu ertasten. Horst konnte kein einziges Tier ertasten.
Das „Erfühlen“ von Gegenständen ohne Sichtkontrolle in einem kleinen Säckchen ist einfach ziemlich schwer, also darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenn es nicht so gut klappt.
Ausserdem ist die Vorraussetzung für ein Erkennen beziehungsweise Ertasten, dass man sich vorher – in diesem Fall die Tiere – gründlich angeschaut hat, damit man überhaupt weiss, wonach man suchen soll.

Balanceübungen auf einem Trampolin wurden auch gemacht, damit die Reaktion und die Motorik verbessert wird. Kartoffel-, Gemüse-Schälen und -Schneiden wurde ebenfalls als ‚Hausaufgabe‘ von meiner Ergotherapeutin angeraten.
Bewegungen oder kleine Übungen auf dem Trampolin sprechen unter anderem ganz spezielle Rezeptoren in unserem Körper an, nämlich solche, die auf Vibration reagieren. Ausserdem wird das Gleichgewichtsorgan ganz besonders gefordert.

Täglich mache ich die Übungen mit der Therapieknete, dem Igelball und dem Pom-Pom-Ball (Ball mit Gummifäden), wie ich es in der Reha gelernt habe.

Generell gilt: Alles, was einem unterschiedliche Bewegungen der Finger, der Hände, der Arme oder generell des ganzen Körpers abverlangt, ist gut und bringt einen Stück für Stück weiter. Unser Alltag ist voll von den unterschiedlichsten Bewegungen und Bewegungsabläufen, die man ja alle irgendwann wieder können möchte! Und deshalb bieten sich als „Übung“ auch ganz normale Alltagstätigkeiten wie z. B. das Gemüseschneiden oder Wäsche falten an, denn damit wird nicht nur eine stupide Bewegung beübt, sondern gleich ein ganzer Handlungsablauf, der auch noch einen Sinn mit sich bringt.
Hier gilt: Viel hilft viel!

Damit ich etwas besser werde und gegen meine Gegnerin bessere Chancen habe, habe ich mir Mühle als App für das Tablet geholt. Dann kann ich ein wenig ‚heimlich‘ üben. :-)

[Diejenigen die mich kennen wissen, dass dieser Text nicht nur von mir stammen kann! Meine Ergotherapeutin hat meinen Ersttext Korrektur gelesen und viel zu besseren Formulierungen beigetragen. Auch die fachlichen Erklärungen stammen von ihr.]
Aber es sind meine Erfahrungen :-)

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